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12.01.1981: Kleiderfabrik abgebrannt

Zum zweiten Male innerhalb von elf Jahren / 70 Arbeitsplätze gefährdet

Aus der Wümme-Zeitung vom 13.01.1981:

Der gesamte Produktionsbereich der Lilienthaler Firma Thomas Denk in der Zinckestraße fiel in der Nacht zum Montag einem Großfeuer zum Opfer. Flammen verwüsteten die Betriebsräume , in denen erst seit dem 1. März des vergangenen Jahres Blusen und Röcke zugeschnitten, genäht, gebügelt und bis zur Auslieferung gelagert wurden. Die rund 60 Betriebsangehörigen, die jetzt um ihren Arbeitsplatz fürchten, wurden vorläufig von ihrem Chef beurlaubt. Der 37jährige Thomas Denk versicherte freilich, dass er darum bemüht sein werde, die Arbeitsplätze zu erhalten. Über die Ursache des Großbrandes konnte gestern die ermittelnde Kriminalpolizei Osterholz noch keine Angaben machen. Die Höhe des Schadens bezifferte Kriminalhauptkommissar Heinz Roben auf rund 1,5 Millionen Mark.

Für die Ortsfeuerwehr Lilienthal, die mit 30 Wehrmännern, vier Löschfahrzeugen, der Drehleiter und schwerem Atemschutz im Einsatz war, begann die lange heiße und zugleich kalte Nacht mit dem Alarm um ein Uhr. Ausgelöst wurde wurde er von der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Pennigbüttel, die von einem Bürger über Notruf benachrichtigt worden war. Schon wenige Minuten nach dem Sirenengeheul rückten die Lilienthaler mit einem ersten Löschfahrzeug aus. Verstärkung aus Falkenberg wurde gegen 1.20 Uhr angefordert. Die Falkenberger Ortsfeuerwehr war mit 25 Mann und zwei Löschfahrzeugen im Einsatz.

Unser Hauptaugenmerk galt zunächst der Absicherung des nahe gelegenen Nachbarhauses“, erklärte der Lilienthal Ortsbrandmeister Dietrich Meyerdierks. Ein Übergreifen der Flammen konnte vermieden und Dank des Einsatzes vom schwerem Atemschutz konnte auch das Bürogebäude gehalten werden. Unter Kontrolle hatte die Feuerwehr den Brand nach Worten des Ortsbrandmeisters innerhalb einer halben Stunde. Die Löscharbeiten dauerten allerdings noch bis gegen vier Uhr früh.

Die Bekämpfung des Brandes lief zwar optimal. „Wegen der Kälte und der Kunststoffe, mit denen in der Textilfabrik gearbeitet wird, gestalteten sich die Löscharbeiten aber sehr schwierig“, berichtete Orstbrandmeister Meyerdierks. Anfangs sei das Wasser auf dem Boden sofort gefroren, so dass es auf dem Vorplatz des Betriebsgebäudes spiegelglatt gewesen sei. Ein Feuerwehrmann rutschte aus und wurde mit einer Verletzung im Hospital ambulant behandelt. Um festen Boden unter die Füße zu bekommen, forderte der Ortsbrandmeister gegen zwei Uhr bei der Gemeinde ein Streufahrzeug an.

Nachdem die Gefahr der Ausbreitung des Feuers gebannt war, konnte die Verstärkung aus Falkenberg entlassen werden. Im „Deutschen Haus“, von wo schon Nachts gegen zwei Uhr gemeldet wurde, dass heißer Kaffee bereitstehe, wärmten sich nach getaner Arbeit die Feuerwehrleute aus Falkenberg auf, ehe sie ihren Heimweg antraten. Für die Lilienthaler folgten die Aufräumarbeiten und natürlich die Brandwache. Die letzten Leute konnte der Ortsbrandmeister erst um neun Uhr nach Hause schicken.

Deprimiert stand in der Brandnacht der Firmeninhaber Thomas Denk vor seinem zerstörten Betrieb. Erst im März 1980 war er von der Feldhäuser Straße in das Betriebsgebäude in der Zinckestraße übergesiedelt. Zuvor produzierte dort bekanntlich die Firma Diekmann Schokoküsse. Nach dem Umzug stockte Thomas Denk seine Mitarbeiterzahl von 40 auf 70 auf. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt“, erklärte er gestern, „beschäftige ich zwischen 60 und 70 Leute und ich werde versuchen, diese Arbeitsplätze zu erhalten“. Ob der Betrieb zunächst in angemieteten Räumen wieder eröffnet, an derselben Stelle oder an einem anderen Standort „im Großraum Lilienthal“ wieder aufgebaut werde, „hängt von vielen Fakten ab und die kann ich heute noch nicht überblicken“, sagte Thomas Denk, der seine Mitarbeiter gestern früh zunächst einmal beurlaubte.

Zu nächtlicher Stunde war auch Gemeindedirektor Wilhelm Otten an der Brandstelle. „Wir waren damals sehr froh, als von der Firma Denk ein Teil der Arbeitsplätze aufgefangen wurde, die uns in Lilienthal nach Schließung der Firma Diekmann verloren gegangen waren“, erinnert sich gestern der Verwaltungschef. Es sei nicht nur für die Betroffenen, sonder auch für die Gemeinde sehr bitter, wenn diese Arbeitsplätze durch die Brandkatastrophe wieder verloren gingen. Auch der Gemeindedirektor hofft darauf, dass der Betrieb neu aufgebaut wird. Nachdem er freilich Zeuge der Brandkatastrophe war und die „Gefährdung der Nachbarobjekte gesehen“ hat, erscheint es dem Verwaltungschef zweckmäßig, das Betriebsgebäude nicht wieder an derselben Stelle aufzubauen, sondern ins Gewerbegebiet zu verlagern.

Im Mai 1969 und zwar genau am 15. Jahrestag der Gründung des Unternehmens, war die Firma Denk - damals noch unter der Leitung des Seniors Franz Denk - schon einmal völlig abgebrannt. Auch damals bangten 70 Arbeitnehmer um ihre Arbeitsplätze, konnten sie aber behalten, weil die Gemeindeverwaltung aus Ausweichquartier einen leerstehenden Kinosaal anbieten konnte. Die Firma Denk hatte ihr Gebäude damals auf einem Grundstück an der Falkenberger Landstraße, wo heute ein großer Supermarkt steht. Als Brandursache vermutete die Polizei seinerzeit Brandstiftung durch Einbrecher.